In meiner Zeit als KI-Forscher habe ich wenigstens zwei KI-Hypes erlebt, der dritte trifft mich nun längst außer Dienst. Bei näherer, wenn auch nicht in alle Tiefen gehenden Betrachtung, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass diese neue KI viel kann, aber nichts versteht. Im Kontrast dazu könnte man sagen, dass die alte (old-fashioned) KI viel verstanden hat, aber wenig konnte. Dass die Methoden, die man heute erfolgreich verwendet, schon damals bekannt waren und nur wegen zu geringer Rechenpower und Datenmassen nicht zum Zuge gekommen ist, mag ein wenig beleuchten, auf welchem wissenschaftlichen Niveau sich diese heutige KI befindet. Etwas vereinfachend könnte man die wissenschaftliche Basis zusammenfassen als Statistik, Statistik, Statistik. Destotrotz finde ich die heutigen Erfolge fantastisch und bin ein intensiver Nutznießer besonders der Übersetzer und der Spracherkennung. Als schreibfauler Mensch habe ich schon in meiner Jugend von der automatischen Schreibmaschine geträumt, nun ist sie da und ich kann problemlos solche Texte schreiben. Muss ich nun vor dieser stumpfsinnigen KI Angst haben? Bedenken ja, Angst nein. Die Umgestaltung der Arbeitswelt wird nicht einfach. Ich habe Vertrauen in die Generationen nach mir, dass sie das packen. Die total Automatisierung des Verkehrs, wenn sie denn technisch überhaupt möglich sein sollte, erfordert als gesellschaftliche Voraussetzung den totalen Überwachungsstaat. Er müsste dann zuerst da sein, dem fehlt dann aber die Innovationskraft für eine solche Automatisierungsleistung und letztlich wird sie auch fehlen für die Realisierung einer solchen negativen Utopie.
Großartig finde ich die Leistungen in der Mustererkennung, insbesondere natürlich in der Medizin bei der Analyse bildgebender Verfahren. Was hat das eigentlich mit Intelligenz zu tun und dann mit Künstlicher Intelligenz? Der Mensch wird dressiert, stupide auf merkwürdige Bilder zu starren und darin etwas zu erkennen. Das kann die Maschine allemal besser, so wie sie schon immer besser war und letztlich dafür entwickelt wurde, komplexe Rechenoperationen auszuführen.
Das sind nur ein paar Gedanken dazu, die helfen sollen, sich nicht selbst in Angst und Schrecken zu versetzen.
Diesen Beitrag habe ich in eine Facebook-Diskussion eingebracht, die durch einen sehr guten, aber leider auch Angst erzeugenden Podcast des Deutschlandfunks initiiert wurde. Ich verlinke ihn mal hier, um ihn nicht zu verlieren.